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Grandiose Gute-Laune-Musik

Das “Trillke Trio” sorgte im “Schwarzen Hahn” für Tanzlaune

Elbe-Jeetzel-Zeitung, 26.07.2004

St Lensian. Es soll ja Menschen gebe, die glauben ernsthaft „Volksmusik“ ginge so: Einige, oft mit Lederhosen bekleidete und meist übergewichtige Herren produzieren mittels Blasinstrumenten rhythmischen Lärm, zu dem sich trefflich schunkeln, marschieren und Bier trinken lässt. Außerdem singen herzige Duos herzige Liedlein vorzugsweise über Berge und die Liebe und den schönen Wald.

Diese Legende wird durch Schützenfeste, das Fernsehen und diverse so genannte Heimatsender verbreitet. Das „Trillke Trio“ aus Hildesheim spielt auch Volksmusik, allerdings etwas anderen Zuschnitts: Sieben junge Leute mit Cello, Gitarre, Akkordeon, Saxophon, Flöten und allerlei Percussion betreiben eine Art musikalische Globalisierung von unten: Polkas vom Balkan treffen auf amerikanischen Ragtime, Klezmer und französischen Musettewalzer, Ska wechselt mit jazzigen Klängen und mittendrin das ergreifend melodramatische Liebeslied eines Marienkäfers („Brich nicht, kleines Käferherz“).

Es ist ohnehin an diesem Freitagabend schon recht warm im kleinen Gastraum des Lensianer „Schwarzen Hahns“, aber die sieben Vollblutmusikanten heizen den zahlreichen Besuchern gnadenlos ein. Fenster aufreißen genügt nicht: In der Pause werden Tische und Stühle beiseite geräumt, damit eine winzige Tanzfläche entsteht – der Schwof kann beginnen. Das „Trillke Trio“ wäre der Schrecken jedes Veranstalters so genannter „Volkstümlicher Konzerte“: Es würde nicht die Humtata-Bläser mühelos an jede Wand spielen, sondern auch noch das Publikum nachhaltig verstören. Kaum auszudenken, was „Musikanten-stadl“-Liebhabern widerführe, wenn sie sich versuchen würden, bei den vertrackten 7/8 Takten mitzuklatschen. Vermutlich wären schwere Verletzungen die Folge.

Aber im Ernst: Volksmusik ist nicht nur das, was uns die Karl Moiks und Carolin Reibers dieser Welt als solche andrehen wollen. Volksmusik ist wild, bodenständig und vor allem international. Die Leute vom „Trillke Trio“ leben mit rund 50 großen und kleinen Menschen zusammen in einem Hausprojekt, Hausmusik gehört zu ihrem täglichen Leben dazu. Sie haben keine Angst vor fremden Kulturen und ungewohnten Tönen. Manchmal bauen sie zusätzlich kleine Stolperfallen in die Stücke ein, dann klingt es ein wenig, als ob Frank Zappa mit einer rumänischen Tanzkapelle um die Wette spielen würde. Ganz am Schluss streuen sie noch eine Prise Pink Floyd dazwischen, weil Volksmusik eben keine Grenzen kennt. Gute-Laune-Musik: furios, grandios, tadellos.





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