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Heißer „Whirled Folk“ brachte Kniki zum Kochen

Beim siebenköpfigen Trillke Trio aus Hildesheim ging es nach vorne los: Schnelle Polkas, jamaikanischer Ska und gesanglicher Klezmer

Stefanie Hiller in der Salzgitter Zeitung, 08.11.2004

Salzgitter-Bad. Mit dem Auftritt der Hildesheimer Formation Trillke Trio bescherte das Amt für Kultur seiner Klezmer- und Weltmusikreihe einen grandiosen Saisonabschluss. Das Publikum in der Kniki erlebte ein zweistündiges musikalisches Feuerwerk mit hitzigen Polka- und Ska-Rhythmen sowie liedhafter Klezmermusik.

Die sieben Musikerinnen und Musiker, deren gemeinsame Lebensbasis das selbstvewaltete Trillke-Gut in Hildesheim ist, lieferten ein bravouröses Programm voller Tempo und Virtuosität. Mit dem Publikum unternahmen sie eine folkloristische Reise durch Europa, den Balkan und in den Orient. Ein musikalischer Glanzpunkt jagte den anderen. Dabei kamen bevorzugt schnelle Stücke zu Gehör.

Die junge Formation brachte mit ihrem Temperament und ihrer Spielfreude die Kniki zum Kochen. Ihr „whirled folk“ (= zusammengewirbelte Weltmusik) animierte zum inneren und äußeren Mittanzen. Dabei erwies sich das Trillke Trio sowohl im Zusammenspiel als auch in den solistischen Beiträgen als musikalisch gereiftes Ensemble.

Die Chemie stimmte auf der Bühne. Die Musikerinnen und Musiker gaben sich natürlich und locker, spielten sich gegenseitig die Bälle zu und schufen einen genialen Sound. Da war Bewegung drin. Die Trillke-Akteure spielten mit vollem Körpereinsatz, so dass die Bühne bebte. Und alles aus dem Kopf, ohne ein einziges Notenblatt. Schon allein das Hingucken machte Freude. Die musizierte Lebenslus übertrug sich auf die Stimmung im Publikum. Diesem Enthusiasmus konnte sich niemand entziehen. Das Wohlgefühl steigert sich bis zur Extase bei Musikern und Publikum gleichermaßen. Für zwei Stunden rückte der banale Alltag ganz in den Hintergrund und das Musikerleben stand im Mittelpunkt. Die gewirbelt Folkmusik des Trillke-Trios war Musik zum Abschalten und Abhotten, ohne in die Anspruchslosigkeit abzugleiten. Das innige Spiel der Akteure zog jeden in den Bann.

Da ist zunächst Katinka Schwarz zu nennen, die ihrer Querflöte und dem Saxophon brillante Improvisationen entlockte. Ihr in nichts nach standen Frank Wacks (Violine) und Katrin Löwensprung (Akkordeon), die ihre Instrumente ebenfalls virtuos beherrschten und mit akrobatisch anmutenden Läufen beeindruckten. Lars Kühn und sein Cello bildeten ebenfalls eine Einheit, die Freude machte.

Die Rhythmusgruppe konnte mit Anders Steinert (Gitarre), Sönke Franz (Cajon, Gesang) und Claas Sandbote (Percussion) nicht besser besetzt sein #C0C0C0und bildete den idealen Untergrund für die ausgelassenen Improvisationen der Solisten.

Das Trillke Trio schien jedes Stück neu zu erschaffen, ob das nun eine fröhliche skandinavische Polka war, ein heißer jamaikanischer Ska oder ein gesangliches Klezmerstück. Nichts wirkte aufgesetzt oder einfach nur runtergespielt. Jede musikalische Sequenz schien gleichsam einer schier unerschöpflichen musikalischen Quelle zu entspringen.

Das Publikum erlebte mit dem Trillke Trio musikalische Schöpferkraft pur. Sicherlich liegt diese Fähigkeit zu tiefer Kreativität auch darin begründet, dass das Musizieren fester Bestandteil der gemeinsamen Lebensrealität auf dem Gut ist. Die Akteure kennen ihre Stärken und Schwächen nur zu gut.



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